Symbiose

Symbiose

FS21 ETH Zürich, Atelier Deuber
Die Flechte ist eine symbiotische Partnerschaft zwischen einer Grünalge und einem Pilz welche sich gegenseitig bedingen und stärken. Dieses Phänomen wird in ein Ganzes übersetzt wobei das Material Holz mit seinen anistropen Eigenschaften als Ausgangspunkt dient. Das Grundelement in diesem System ist ein Fichtenholzbalken mit einer Länge von 420 cm, einer Breite von 12 cm, einer Höhe von 24 cm und einem Gewicht von 80 Kilogramm. Zusammen mit drei weiteren Balken, welche jeweils einem Balken als Auflager dienen und selbst auf einen anderen Balken aufgelagert sind, entsteht ein Hebelstabtragwerk. Diese Tragwerksart ermöglicht es das Holz in seiner reinen Form zu verwenden, um damit Räume zu bauen die über die natürliche Spannweitenbegrenzung des Materials hinausgehen. Das Hebelstabtragwerk ergibt dabei eine richtungslose horizontale Struktur vor, die durch eine quadratische Gebäudegeometrie mit einer Seitenlänge von 25m nach Aussen gezeigt wird. Die Vorteile des leichten Konstruktionsmaterials werden genutzt um an einer anspruchsvollen Topografie zu bauen. Ähnlich wie die Flechte wagt sich die Struktur als Pionier in schwieriges Terrain vor. Dieses Terrain befindet sich am Fusse der Sitter an den Ausläufern der Stadt St. Gallen. Die grossen Räume im Innern werden als „Räume der Gemeinschaft“ verwen- det. Sie dienen dem Quartier einerseits als zu mietbare Flächen und anderseits ermöglichen sie durch die Einnahmen der Mieten kulturelle Angebote an die Stadt zurückzugeben. Ein System aus vier drehbaren Wänden im Inneren gliedern die Räume flexi- bel. Der Drehpunkt befindet sich jeweils beim statisch schwächsten Punkt der Decke, bei welcher diese dadurch unterstütz wird. Das tektonische Muster des Hebelstabtragwerkes gibt dabei die Richtung der Räume vor und die drehbaren Wände fahren diese dann nach. Ein grosszügiger Laubengang ermöglicht eine umlaufende Erschliessung unge- achtet der Wandstellung im Innern. Die dienenden Infrastrukturen, wie Sanitär- räume und die vertikale Erschließung, überlagern den Zentralraum mit einem Längsraum und setzen die Symbiose räumlich fort. Das Phänomen der Flechte wird so in eine Tragstruktur übersetzt bei welcher jedes Element das andere Bedingt. Es entsteht ein rein statisches Ornament welches die Räume prägt. Flexible Räume, welche Gemeinsam von den Men- schen genutzt werden können.